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Das Waldhaus "La tour des Cèdres": ein ehrgeiziges Projekt in Chavannes-près-Renens
In Chavannes-près-Renens im Kanton Waadt weckt ein innovatives Immobilienprojekt sowohl Neugier als auch Skepsis. Das von dem renommierten Mailänder Architekten Stefano Boeri entworfene, begrünte Hochhaus "La tour des Cèdres" verspricht mit seinen 152 Bäumen und 252 Wohnungen das Stadtbild zu verändern. Doch diese Initiative, obwohl sie in der Schweiz eine Pionierleistung darstellt, wirft entscheidende Fragen zu ihrer Nachhaltigkeit und ihren Umweltauswirkungen auf.

Zehn Jahre Geduld für eine öffentliche Auflage
Die Baueingabe für diesen symbolträchtigen Turm wurde Ende April nach mehr als zehn Jahren und administrativen Komplikationen abgeschlossen. Das Projekt, das vor einem Jahrzehnt von den Bürgern von Chavannes-près-Renens für gültig erklärt wurde, hat noch nicht aufgehört, von sich reden zu machen. Im Mittelpunkt der Debatten steht der Pflanzenmantel des Gebäudes, das sich über 1293 Quadratmeter erstreckt. Die Besucher des Informationsbereichs, der von der Orllati-Gruppe organisiert wird, schwanken zwischen Begeisterung und Skepsis.

Bewässerung und Brandgefahr: Kritik taucht auf
Unter den Gegnern des Projekts ist die ständige Bewässerung der Bäume ein Hauptanliegen. Bertrand de Rham, grüner Kommunalpolitiker und Mitglied des Vereins Bien Vivre à Chavannes, weist auf die Risiken hin, die mit der Nutzung von Trinkwasser verbunden sind, insbesondere in Trockenzeiten. Obwohl das Projekt ein System zur Regenwassernutzung beinhaltet, bleibt der Rückgriff auf das Wassernetz der Gemeinde im Bedarfsfall unvermeidbar.

Widerstandsfähige Baumarten und erhöhte Biodiversität
Auf der Website der Orllati-Gruppe wird die ökologische Nachhaltigkeit des Turms energisch verteidigt und behauptet, dass die gewählten Baumarten an die lokalen klimatischen Bedingungen angepasst, widerstandsfähig und ressourcenschonend sind. Sébastien Ohl, Immobilienmanager der Orllati-Gruppe, betont, wie wichtig diese Begrünung für die Biodiversität und die Reduzierung städtischer Wärmeinseln ist. Ausserdem werden durch das Bauen in die Höhe zwei Hektar Bodenfläche frei, die als öffentlicher Park gestaltet werden sollen.

Begrünte Hochhäuser: eine nachhaltige Lösung?
Thomas Jusselme, Professor für Energieeffizienz an der Hochschule für Architektur und Ingenieurwesen in Freiburg, betont, dass Nachhaltigkeit im Bauwesen nicht nur auf die Bekämpfung der globalen Erwärmung beschränkt ist. Auch Biodiversität, Wasserressourcen und Treibhausgasemissionen sind entscheidende Faktoren. Obwohl der Zedernturm die städtischen Hitzeeffekte abmildern kann, müssen seine gesamten Umweltauswirkungen noch bewertet werden, insbesondere im Hinblick auf die CO2-Bilanz.

Begrünte Dächer: Eine weitere Idee, um unsere Bauten nachhaltiger zu gestalten
Die Initiative des begrünten Hochhauses "La tour des Cèdres" zeigt, dass es möglich ist, Gebäude bereits bei ihrer Planung nachhaltiger zu gestalten. Man kann jedoch auch darüber nachdenken, wie man bestehende Gebäude umweltfreundlicher machen kann. Eine zunehmend verbreitete Methode ist die Begrünung der Dächer von Gebäuden, einschliesslich Fabriken und Strukturen in Industriegebieten.

Senkung der Energiekosten
Begrünte Dächer führen zu erheblichen Einsparungen bei den Energiekosten. Im Winter reduzieren sie den Wärmeverlust um bis zu 30 %, während im Sommer der Boden und die Pflanzen die Wärme absorbieren und so den Bedarf an Klimaanlagen senken. Eine kanadische Studie ergab, dass Dachbegrünungen im Sommer 20 % der Energie in den oberen Stockwerken von Gebäuden einsparen können, was bei einem fünf- oder mehrstöckigen Gebäude zu einer Senkung des Energieverbrauchs um 6 % und bei einem zweistöckigen Gebäude um 10 bis 12 % führt.

Verlängerung der Lebensdauer von Gebäuden
Begrünte Dächer können auch die Lebensdauer von Gebäuden verlängern, indem sie die Dachmembranen vor klimatischen Einflüssen wie Wind, UV-Strahlung und Temperaturschwankungen schützen. Dieser Schutz kann die Lebensdauer des Daches verdoppeln oder sogar verdreifachen.

Ökologische Vorteile
Neben der Energieeinsparung spielen begrünte Dächer eine entscheidende Rolle bei der Rückhaltung von Regenwasser und können bis zu 75 % des Niederschlags aufnehmen. Sie tragen auch zur Verringerung städtischer Wärmeinseln bei, verbessern die Luftqualität, indem sie Schadstoffpartikel filtern und Kohlendioxid speichern, und reduzieren den Aussenlärmpegel.

Fazit: Auf dem Weg zu einer grüneren Bauweise
Das begrünte Hochhaus "La tour des Cèdres" in Chavannes-près-Renens ist ein emblematisches Beispiel für mögliche Innovationen im Bereich des nachhaltigen Bauens. Wenn Unternehmen Lösungen wie Dachbegrünungen für bestehende und zukünftige Gebäude in Betracht ziehen, können sie nicht nur ihre Umweltauswirkungen reduzieren, sondern auch ihr Markenimage, ihre Energieeffizienz und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter verbessern. Während die Baubranche weiterhin nach Wegen sucht, um umweltfreundlicher zu werden, erweist sich die Integration von Vegetation in städtische Strukturen als vielversprechender Ansatz.


Quellen
rts.ch - Artikel
greenroofs.org - Artikel
livingroofs.org - Artikel
greenroofers.co.uk - Artikel
livingroofs.org - Artikel
treescience.com.au - Artikel